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Badewelten – Eine besondere Geschichte

Heute möchten wir euch eine ganz besondere Geschichte erzählen. Sie begann vor bald drei Jahren. Einmal mehr in der Schweiz. Und endete – ihr werdet es schon erahnen – mit einem Happy End in Uganda.

Eine Idee wird geboren

Wie jedes Jahr um die Weihnachtszeit riefen wir zur Spendenaktion für Kids of Africa auf. Wir sprachen mit Freunden, Geschäftspartnern und vielen weiteren Leuten, mit denen wir gute Kontakte pflegen. Damals, an Weihnachten 2013, haben wir um Unterstützung für die Renovation der zehn Wohnhäuser gebeten, die von unseren Kindern und Müttern bewohnt werden. Sie wurden mit pragmatischen Mitteln erstellt und wie vieles in Afrika nicht für die Ewigkeit gebaut.

Das ist kein Trinkwasser. Wer davon trinkt, geht ein gesundheitliches Risiko ein!

Insbesondere die Wasserversorgung entwickelte sich zunehmend zum Problem. Obwohl Kids of Africa direkt am Ufer des Viktoriasees liegt, war der Wassermangel im Dorf immer wieder prekär. Eine kommunale Wasserversorgung wie in der Schweiz gibt es nicht. Stattdessen existiert ein Bohrloch. Dort wird das zum Glück ausreichend vorhandene Grundwasser hochgepumpt, um danach an die Häuser und die Farm verteilt zu werden. Elektrizität gibt’s allerdings nur an wenigen Stunden am Tag. Um dies zu überbrücken, wird das Wasser in grosse Tanks gepumpt, von wo es dann nach und nach bezogen wird.

Auch die Qualität des Grundwassers schuf gelegentlich Probleme, insbesondere wegen der angrenzenden Rosenfarmen, deren Abwasser den Boden und Victoriasee belasten. Eine Messung in einem Schweizer Labor ergab bloss Kopfschütteln seitens der Experten: «Das ist kein Trinkwasser. Wer davon trinkt, geht ein gesundheitliches Risiko ein!»

Trinkwasser ist ein rares Gut

Genau dies ist eines der ganz grossen Probleme in Afrika und an anderen Orten der Welt. Deshalb haben die Vereinten Nationen im Jahr 2000 das Ziel verkündet, bis 2015 jedem Erdenbürger Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Dabei wurden vielerorts grosse Fortschritte gemacht. Doch südlich der Sahara haben immer noch mehr als 60 Prozent der Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. In der Schweiz hingegen kann das Wasser in jedem Haus und von jedem Dorfbrunnen getrunken werden – eine Selbstverständlichkeit, wie man meinen sollte.

Stefan Schärer vernahm damals vom Anliegen von Kids of Africa. Als Präsident der BadeWelten Genossenschaft Schweiz – ein Zusammenschluss von Badarchitekten und renommierten Sanitärunternehmen – weiss er um das hohe Privileg von sauberem Wasser. Er und seine Berufskollegen arbeiten in der Schweiz Tag für Tag daran, Trinkwasser in die Häuser ihrer Kunden zu bringen. Sei es zum Trinken, Duschen oder auch bloss, um das Schwimmbad zu füllen. Seine Idee: Sauberes Trinkwasser – dies soll als Weihnachtsgeschenk an Kids of Africa gehen. Er beriet sich mit seinem Vorstand. Bald nach Weihnachten, im Frühling 2014, flogen zum ersten Mal zwei Sanitärspezialisten nach Uganda, um die Situation vor Ort kennenzulernen. Sie kamen mit vielen Eindrücken, ersten Plänen und besagter Wasserprobe in die Schweiz zurück, um zu berichten.

n Afrika ist sich niemand gewohnt, dass man das Wasser aus der Leitung trinken kann.

Walter Kaufmann, der selber ein Sanitärunternehmen im BadeWelten-Verbund in der Nähe von Zürich führt, übernahm die Planung. «Erst mal muss ein zentraler Trinkwasserfilter für zehn Häuser und die Küche her», so sein erstes Fazit. «Um diesen zu betreiben, braucht’s einen Generator, der die Stromunterbrüche überbrückt. Dann müssen die alten Leitungen zu den Häusern ersetzt werden. Die Rohre sind teilweise komplett verrostet, verschmutzen das Wasser und lecken. In den Häusern müssen die Armaturen ausgetauscht werden. Manche sind längst zerbrochen und verlieren viel kostbares Wasser.» Das war Walters Plan. «Damit das Projekt jedoch zum Erfolg werden kann, möchten wir den Kindern und den Müttern den Umgang mit sauberem Trinkwasser näher bringen.» Das führte in der Schweiz erst zu grossem Staunen. Doch in Afrika ist sich niemand gewohnt, dass man das Wasser aus der Leitung trinken kann. Und dass es dadurch zum wertvollen Gut wird, das geschützt werden muss.

BadeWelten workers digging

Auf Worte folgen Taten

Walters Plan stiess auf Zustimmung, sowohl bei seinen Kollegen von BadeWelten wie auch bei zahlreichen seiner Lieferanten. Viele Stunden wurden in die Planung gesteckt. Mehrere Unternehmen lieferten Sachspenden und Material wie Armaturen, Leitungen, Ersatzteile und vieles mehr. Bald wurde klar: Das Projekt musste etappiert werden. Der erste Einsatz stand kurz bevor.

Walter fand rasch fünf sehr fähige und engagierte Freiwillige – einen Elektriker und vier Sanitärinstallateure –, die ihn nach Uganda begleiteten. Sogar ein Lehrling, kurz vor seiner Abschlussprüfung, meldete sich für das Team. Ein Container mit mehreren Tonnen Material wurde drei Monate vor dem Einsatz nach Uganda losgeschickt.

Im Mai 2015 war es dann so weit. Walter flog mit seiner Truppe los. Alles war bis ins Detail geplant. Doch sie hatten Afrikas Zeitrechnung nicht einkalkuliert. Trotz verbindlichen Zusagen der Spedition kam der Container nicht rechtzeitig im Dorf an, sondern verblieb Tage und Wochen im Zolllager, bis auch die letzten Formalitäten geklärt waren.

Der Container verblieb Tage und Wochen im Zollager.

Die Ernüchterung war gross, die Enttäuschung ebenfalls. Da waren sie voller Elan für ein gutes Projekt von weit her angereist und wurden nun durch administrative Hindernisse ausgebremst. Mehrmals täglich wurde mit Zollagenten, lokalen Spediteuren und dem zuständigem Spediteur in der Schweiz konferiert. Immer wieder wurde die Ankunft auf den nächsten Tag versprochen.

In der Zwischenzeit jedoch wurde bereits intensiv gearbeitet. Gräben wurden ausgehoben, Leitungen vermessen, weitere Inventare aufgenommen und vieles mehr. Der Einsatz bei Kids of Africa war insgesamt für eine Woche geplant. Als dann aber klar wurde, dass der Container nicht mehr rechtzeitig eintreffen würde, fällten die fünf, ohne zu zögern, einen Entscheid: «Wir geben nicht auf, sondern kommen erneut – so schnell wie möglich!» Der Container kam dann schlussendlich trotzdem noch im Dorf an: zwei Tage nach Abreise des Teams.

Ein Team wächst zusammen

Bereits nach fünf Wochen waren alle wieder da: Walter Kaufmann und sein Team wollten diesen ersten Teil des Projekts um jeden Preis abschliessen. Versprochen war versprochen. Der Flug von Zürich kam nach langer Verspätung erst morgens um drei in Uganda an. Um vier im Kinderdorf wurden rasch die Kleider gewechselt und dann ging es los: In Windeseile wurde der Container entladen und buchstäblich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gearbeitet.

Die Poren des Keramikfilters sind so fein, dass selbst Viren darin hängen bleiben.

Dank der perfekten Vorarbeit konnte die Anlage bereits am nächsten Tag erstmalig in Betrieb genommen werden: Das Kernstück bildet ein Generator, der bei Stromausfall die Pumpe weiterhin mit Elektrizität versorgt. Die Pumpe schickt das Wasser aus den Tanks mit 8 bar Druck auf einen Katadyn®-Wasserfilter, wobei es durch zahlreiche mikrofeine Poren eines Keramikfilters gepresst wird. Diese sind so fein, dass selbst Viren im Filter hängen bleiben. Damit kein Schmutz in die Wasserversorgung eindringen kann, muss zudem das gesamte Leitungssystem bis hin zu den Häusern unter Druck gesetzt werden. Entsprechend musste die ganze Anlage mittels Druckventilen sorgfältig eingestellt werden.

Nach und nach wurden die Häuser an die neue Wasserversorgung angeschlossen. Alles klappte wie am Schnürchen und die Freude war gross. Dieses Mal hatte alles geklappt. Und sogar noch mehr: Bereits wurden die nächsten Arbeiten geplant!

Den Umgang mit Wasser lernen

Im Februar dieses Jahres war es wieder so weit. Diesmal stand ein noch grösserer Einsatz bevor. Denn jetzt ging es endlich um die Häuser. Fast alle Leitungen und Armaturen mussten ausgetauscht werden, ebenso die hoffnungslos veraltete Grundwasserpumpe. Das Material wurde wiederum per Container aus der Schweiz mitgebracht. Denn vor Ort finden sich praktisch ausschliesslich Produkte aus China auf dem Markt. Das Team hatte diese bei den letzten Einsätzen eingehend geprüft und die Variante verworfen, mit lokalem Material zu arbeiten. Denn seine Anlage sollte möglichst unterhaltsfrei funktionieren und viele Jahre halten. Und vor allem auch Wasser sparen! Viele Lecks und Leitungen wurden geflickt. Selbst die WCs wurden mit zwei Tasten ausgerüstet: eine fürs kleine und eine fürs grosse Geschäft. Als alles fertig war, wurde das gesamte Leitungsteam geschult, angefangen bei den zehn Müttern, die wiederum mit je ca. zehn Kindern die Häuser bewohnen.

Die grossen Wassertanks waren in den letzten Monaten immer wieder im Nu leer gewesen.

Unterdessen hatte sich gezeigt, dass viel zu viel Wasser verbraucht wurde. Vor der Installation der Druckanlage war bloss ein dünnes Rinnsal aus den Leitungen gekommen – wenn überhaupt. Jetzt kam ein Wasserstrahl mit Druck. Zwar war dieser auf das absolute Minimum (ca. 0,5 bar) reduziert worden. Trotzdem waren die grossen Wassertanks in den letzten Monaten immer wieder im Nu leer gewesen. Also mussten die Bewohner erst sensibilisiert werden. Alle Erwachsenen wurden geschult, dann die Kinder, von den grossen bis zu den kleinen. Selbstverständlich hat das nicht alles auf Anhieb geklappt. Aber jede Woche reduzierte sich der Verbrauch nach und nach, bis es über den ganzen Tag für alle reichte.

BadeWelten Workers

Ein grosser Erfolg

Und noch etwas hat sich gezeigt: Seit Inbetriebnahme der Anlage im Sommer 2015 seien im Kinderdorf deutlich weniger Kinder an Durchfall und Magen-Darm-Problemen erkrankt, wie die Krankenschwester vor Ort berichtete. Selbstverständlich war das Wasser bereits vorher abgekocht oder mit einfachen Filtern behandelt worden. Trotzdem hatten die Kinder hie und da mal vom verunreinigten Wasser getrunken. Doch mit der neuen Anlage zeichnete sich ab: Das Projekt ist ein voller Erfolg!

Seit Inbetriebnahme der Anlage seien im Kinderdorf deutlich weniger Kinder an Durchfall und Magen-Darm-Problemen erkrankt.

Auch dieser dritte Einsatz war für alle eine grosse Befriedigung. Nicht nur zeigte sich zwischenzeitlich die positive Wirkung des sauberen Wassers, sondern die Kinder lernen nach und nach den verantwortungsvollen Umgang mit dem wertvollen Gut. Damit nicht genug der Erfolge. Zum ersten Mal wurde das Team von sechs Lehrlingen aus unterschiedlichen Schweizer Ausbildungsbetrieben begleitet. Je zwei dieser angehenden Berufsleute standen einem der Spezialisten aus dem Team zur Seite. Das war bei der insgesamt sehr arbeitsintensiven Sanierung der einzelnen Häuser von grossem Vorteil. Selbstredend hatte das «Swiss Plumber Team» unterdessen zahlreiche Freundschaften vor Ort geschlossen. Täglich wurde es auf Schritt und Tritt von einer grossen Kinderschar begleitet.

Diese Geschichte ist für Kids of Africa ein ganz grosses Glück. Eine spontane Idee hat so viel Positives ins Rollen gebracht. Freundschaften wurden geschlossen, Wissen konnte vermittelt werden, sowohl an die Leute im Dorf, deren Techniker das Projekt ebenfalls eng begleitet haben und heute für die Wartung zuständig sind, wie auch an die Kinder und Erwachsenen, die den Wert von sauberem Wasser schätzen gelernt haben und dadurch auch zuverlässig vor Krankheiten durch verschmutztes Wasser geschützt werden. Aber auch die Lehrlinge konnten von diesem ungewohnten Arbeitseinsatz viel Erfahrung mitnehmen. Ein Montageteam wurde übrigens von demjenigen Lehrling angeleitet, der im vergangenen Jahr seine Lehrabschlussprüfung bestanden hatte und nun selber ein Team unter sich führte.

Tausend Dank

Wir möchten an dieser Stelle dem gesamten Verwaltungsrat von BadeWelten ganz herzlich danken, dass er dieses Projekt so absolut bravourös unter grossem Einsatz und finanziellem Aufwand ermöglichte. Wir danken auch den Mitgliedern von BadeWelten, die diese Idee mitgetragen haben. Zudem danken wir den vielen Lieferanten von BadeWelten, die sich mit unzähligen Sachspenden beteiligt haben. Und nicht zuletzt geht unser Dank an Walter, Andi, Roger, Mike und Roger. Walter Kaufmann hat eine unglaubliche Menge Arbeit in dieses Projekt gesteckt – sein «Swiss Plumber Team» stand ihm dabei tatkräftig zur Seite. Bereits haben wir vernommen, dass möglicherweise ein weiterer Einsatz zustande kommen wird. Das steht jedoch noch in den Sternen. Kids of Africa würde sich aber zweifellos einmal mehr ganz riesig freuen. Dem Kinderdorf wird dadurch eine gesunde Zukunft gesichert.

Weitere Infos zu BadeWelten finden Sie hier:  www.badewelten.ch

Thank you BadeWelten!

2016-11-23T15:23:28+01:0030. März 2016|
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