Liebe Freunde
«Bis ans Ende der Welt», würden gewiss die meisten Eltern antworten. Doch was passiert, wenn ein Kind in Not gerät, aber niemand da ist? Wir kennen das. Die soeben beschlossenen, erneuten Lockdowns in Uganda schwächen vor allem die Schwächsten. Sie brauchen dringend Hilfe. Zwar können wir die Welt nicht verändern. Doch glücklicherweise bietet unsere Berufsschule und Forstfarm «Buhweju» eine vielversprechende Erfolgsgeschichte. Wir kultivieren Brachland und bieten jungen Menschen Schutz, Bildung, Arbeit und Hilfe zur Selbsthilfe. Jetzt wäre der ideale Moment, um dieses Leuchtturm-Projekt auszubauen.
Ugandas erneute Lockdowns: Erschöpfung, Teufelskreise und ein Strahl der Hoffnung
Es bewirkt ein Gefühl von Ohnmacht. Uganda verhängte jüngst einen erneuten, nationalen Lockdown. Sämtliche Schulen werden nach nur einem Monat Präsenzunterricht erneut geschlossen. Ausgangssperren. Quarantäne-Regeln. Reisen zwischen Städten bewilligungspflichtig. Zahllose Jobs und Einkommen fehlen. Steigende Nahrungspreise. Erschöpft, wer arm, schwach oder ohne Reserven ist. Teufelskreise der Armut entstehen überall. Strassenkinder, aber auch viele Familien sind dringend auf Hilfe angewiesen.
Natürlich können wir unmöglich überall helfen. Aber wir können vielen helfen. Nachhaltig. Mit Berufsbildung, Arbeit, Land und einer gut-eingespielten Organisation. So entstehen Hoffnung, Selbstvertrauen und Resilienz bei unseren Schützlingen. Jetzt sollten wir noch mehr junge Menschen aufnehmen. Weil wir an sie glauben.
Berufsschule «Buhweju»: ein Leuchtturm Projekt
Wir wollen nicht klagen. Lieber sehen wir ein Glas halbvoll als halbleer. Zum Beispiel, weil wir im letzten Jahr viel Not zum Guten wenden konnten. Weil wir mehr jungen Menschen lebenspraktische Bildung vermittelten, denn je zuvor. Weil wir hinter jedem Job, den wir schaffen, noch eine Familie steht. Heute sehen wir die Früchte der letztjährigen Nothilfe. Von dieser Erfahrung könnten wir jetzt profitieren. Aber es braucht auch Ressourcen. Wir haben Land, Leute und viel Erfahrung. Und wir wissen: die soziale Rendite auf jedem investierten Shilling bewirkt nachhaltig Gutes.
Seit wir mit Berufsbildung begannen, geht uns stets um nachhaltige Entwicklung. Um die Kraft vieler, kleiner Schritte. Dabei sehen wir täglich den Gewinn, wenn junge Menschen ihr Glück und ihre Sorgen mit anderen teilen können. Weil Glück bekanntlich das einzige Gut ist, das durch Teilen wächst – und Sorgen durch Teilen oft leichter werden.
Für solche Hilfe zur Selbsthilfe bildet unsere Aufforstung von Brachland mit assoziierter Berufsschule in Ugandas Hochebene «Buhweju» eine exemplarische Erfolgsgeschichte. Abseits jedes urbanen Dichtestresses arbeiten hier zahlreiche junge Menschen Hand in Hand miteinander. So überwinden sie den Lagerkoller der Quarantäne und gestalten gemeinsam Zukunft – für sich und für die nächste Generation. Wir forsten Brachland auf und machen es fruchtbar. Wir legen Zisternen, Brunnen und Wasserleitungen an, wo Menschen bislang Infektionen über unreines Wasser erfuhren. Wir säen, pflegen, reparieren, flicken, planen für die Zukunft. Vor allem aber bilden wir aus, beispielsweise über:
- nachhaltige Forstwirtschaft,
- biodynamische Landwirtschaft,
- Gesundheit,
- Ernährung,
- Hauswirtschaft
- Polymechanik
- Brunnenbau
- und vieles mehr.
Die guten Resultate spornen uns an. Sie zeigen, dass Vorsorge besser ist, als Nachsorge.
Nun geht es darum, dass noch mehr Menschen davon profitieren können. Angesichts des neuen Lockdowns ist das dringender notwendig denn je. In Buhweju können wir zahlreichen jungen Menschen helfen, auf eigenen Beinen zu stehen, sich von der Frucht ihrer Arbeit zu ernähren. Wir haben Land, Leute und Erfahrung. Doch wir sind auf Unterstützung angewiesen. Zum Beispiel für Saatgut, Handwerkszeug, kleinere Maschinen, Baumaterialien, Solarstrom, Wasser, Löhne und Lebensmittel, die wir zukaufen müssen. Wenn es möglich wäre, würden wir gerne zusätzliche Schlaf- und Ausbildungsstätten schaffen. Brachland haben wir genug. Aber aktuell fehlen uns noch die finanziellen Möglichkeiten, um es zu kultivieren. Mit geringem Aufwand könnten wir gute Arbeit, Bildung und Nahrung für viel mehr Menschen schaffen. Das wäre unsere Antwort auf die Erfahrung des letzten Jahres. Wir danken für jede Hilfe beim Hilfsprojekt «Berufsschule Buhweju».
Heimliche Helden – Vorbilder bewegen
Einige unserer langjährigen Schützlinge will ich Ihnen noch persönlich vorstellen. Sie alle leben seit über 15 Jahren im Kids of Africa Kinderdorf. Ihr vorbildliches Verhalten setzt Beispiele, denen andere folgen. Da ist, zum Beispiel, Paul Kiyemba, dessen Start ins Leben mit dem Verlust der Eltern begann. Was ihn mit den meisten Schützlingen von Kids of Africa verbindet. Doch manchmal können widrige Umstände uns auch stärken. Sensibel und stets hilfsbereit ist er einer von jenen, die erst an andere, dann an sich denken. Ein hervorragender Schüler, teilt er seine Talente und sein Glück selbstverständlich und regelmässig mit anderen. Vielleicht auch deshalb, weil er in seinem jungen Leben schon so viel Licht und Schatten erlebte?
Unsere Schützlinge Hope Tugume und Isa Muhammed wirkten während der letztjährigen Quarantäne beispielhaft in Haus und Hof. Im einzigen Monat mit Präsenzunterricht erreichten sie zudem beste Schulnoten – und wirkten zugleich Tag für Tag auf unserer Farm. Sie säten und sie ernteten – nicht nur im wörtlichen, sondern eben auch im übertragenen Sinne. Und so wuchsen sie zu starken Pfeilern unserer lebhaften, starken Dorfgemeinschaft.
Amina, eine unserer älteren Schützlinge, machte im letzten Jahr eine grosse Entwicklung. Heute wirkt sie nicht nur als Vorbild, sondern bereits mit Umsicht und Geschick als junge Aufsichtsperson in Buhweju. Gemeinsam mit Godfrey und James stellt sie sicher, dass dort nach getaner Arbeit auch für Speis und Trank gesorgt ist. Ist es nicht wunderbar, wenn im Laufe eines jungen Lebens sich Schatten in Licht verwandelt? Wenn Schützlinge Verantwortung für andere Schützlinge übernehmen? Wir finden schon!
Last but not least, will ich Ihnen unsere erfahrene Mutter Margret vorstellen. Sie kümmerte sich im letzten Jahr ganz selbstverständlich um alle medizinischen Fälle die jenseits der Pandemie in einem Kinderdorf entstehen. Wegen unserer tollen Mütter tragen wir seit knapp zwanzig Jahren das Motto «We are family» in unserem Namen.
Ich könnte noch viel mehr Menschen erwähnen. Doch mehr beim nächsten Brief. Ich danke für Ihre Unterstützung und wünsche Ihnen einen schönen Sommer!
Herzliche Grüsse
Stets Ihr
Burkhard Varnholt