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Woche 13 in Quarantäne

Liebe Freunde

Nachdem die globalen Lockdowns gelockert werden, wird hoffentlich Uganda nicht mehr lange anstehen. Doch noch gelten sie und unser Dorf ist unverändert isoliert. Im Rückblick scheint klar: in Uganda war der Preis der Lockdowns verheerend. Die Wirtschaft ist kollabiert. Viele Menschen rutschten dadurch aus der Armut in existenzielle Not. Zwar ist bis heute in diesem demographisch jungen Land noch kein Mensch am Covid-Virus gestorben, doch Sterblichkeit durch Armut, verunreinigtes Wasser, Malaria und andere Ursachen, schnellte mit den Lockdowns fatal in die Höhe. Wer wird den Schwächsten der Gesellschaft helfen, wieder auf die Beine zu kommen? Was bedeutet das für Kids of Africa? Eine Reflektion aus der 13. Woche in Isolation.

Die Tragik der Lockdowns

Ich will heute im Klartext über die Tragik der Lockdowns in Uganda schreiben – auch, weil sie andere afrikanische Staaten, wie Kenia oder Nigeria ähnlich betrifft.

Uganda – wie auch andere afrikanische Länder – verhängte einen nationalen Lockdown, der strenger als jeder europäische oder chinesische Lockdown war. Ist der milde Verlauf der Pandemie – in Uganda sind offiziell nur 749 Personen infiziert, gestorben ist niemand an Covid – wirklich diesen Lockdowns zu verdanken? Oder ist er nicht eher dem demographisch jungen Alter seiner Bevölkerung geschuldet, in der Risikofaktoren wie Übergewicht und Diabetes sich auf ganz kleine, soziale Eliten beschränkten?

Das Medianalter in Zentral-, Ost- und Westafrika liegt bei 14 Jahren. Mehr als die Hälfte dieser Bevölkerungen ist noch nicht volljährig. Diese Jugendlichen sind von der Pandemie vergleichsweise wenig gefährdet. Nur zwei Prozent der Bevölkerung sind älter als 60 Jahre. Zum Vergleich: In Europa sind mehr als 20 Prozent der Bevölkerung älter als 60 Jahre, in den USA sind ein Drittel der Bevölkerung übergewichtig oder von Diabetes betroffen. Mit anderen Worten die wichtigsten Risikofaktoren sind in der reichen Nordhalbkugel um ein Vielfaches grösser als auf der armen Südhalbkugel. Schon aus diesen Gründen sind die gesundheitlichen Folgen der Pandemie vergleichsweise moderat. Doch der Preis für Afrikas Lockdowns ist von grosser Tragik. Im unglücklichen Zeitpunkt eines historischen Hochwassers, das über 1.5 Millionen Menschen obdachlos machte, zwingen sie eine junge Bevölkerung, die ohnehin meist von der Hand in den Mund lebt, in noch prekärere Situationen. Denn es gibt weder Nahrungsreserven noch Staatshilfen. Auf ärmliche Verhältnisse folgen bittere Armut, Hunger, im Extremfall ist es das Ende. Auch die Regierung räumt ein, dass die Übersterblichkeit aufgrund von Darmerkrankungen, Cholera oder Malaria während der Lockdowns landesweit anstieg. In einem Interview sagte der zuständige ugandische Minister diese Woche, dass nun besonders die Kinder geschützt werden müssen – denn Armut, aber auch Missbrauch, Vernachlässigung und häusliche Gewalt nahmen jüngst bedenklich zu.

Zeitgleich vernichtete dieses Jahr eine geradezu alttestamentarische Heuschreckenplage (Buch «Exodus») die Nahrung für mehr als 30 Millionen Afrikaner. Die Heuschrecken fanden reiche Beute, denn die Lockdowns verhinderten auf vielen Kleinstfarmen eine rechtzeitige Ernte. Und während auf der reichen Nordhalbkugel die Konsumgüterpreise sinken, steigt die Inflation auf der Südhalbkugel, weil für viele Menschen die Versorgung mit Grundgütern knapper und deshalb auch teurer wird. Die Welt steht Kopf, dieses Jahr.

Reaching out

Das Bedürfnis von Menschen nach Hilfe ausserhalb unseres kleinen Dorfes wird nach den Lockdowns wohl grösser denn je sein. Der wirtschaftliche Flurschaden ist überall greifbar.

Glücklicherweise ist Uganda ein resilientes Land. Die Bevölkerung ist stark. Sie gibt nicht leicht auf. Aber für die Schwachen, die Jüngsten und die Alten gilt das weniger als für diejenigen, die irgendwie durchkommen werden. Hier wird Hilfe dringender nötig sein denn je. Darum bitten wir auch Sie im Namen des absehbaren Notstandes, der auf den Lockdown folgt, um Ihre Hilfe. Unsere Mittel versetzen keine Berge. Aber jeder Franken kommt an. Dafür verbürge ich mich. Ohne Abzüge. Kostenbewusst, nachhaltig und professionell. Das können wir als kleines Hilfswerk gewährleisten.

Letzte Woche errichteten unsere externen Mitarbeiter an einer ländlichen Schule, die sich auf die Wieder-Eröffnung vorbereitet, neue sanitäre Anlagen ein. Toiletten, Waschbecken, Duschen. Das ist kein Luxus, sondern eine nachhaltige Investition. Helfen Sie uns, weitere solche Projekte in Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not zu realisieren.

Dorfleben

In der Zwischenzeit nimmt das Leben im Dorf seinen gewohnten Lauf. Ja, es ist ein kleines Paradies. Fast, wie eine Insel der Geborgenheit in bewegter See, unser kleines Dorf. Die Harmonie, der gepflegte Eindruck sind Dinge, die manchmal Gäste von Kids of Africa irritieren. Was hat das mit dem Leben ausserhalb zu tun? Aber ist es nicht ein grosses Lebensgeschenkt, von dem nicht nur seine jungen und hilfsbedürftigen Schützlinge, sondern auch deren spätere Familien profitieren werden?

Und dennoch: gerade, weil Kids of Africa so ein guter Ort ist, liegt uns viel daran, durch beständiges «Reaching Out» noch mehr davon an andere Orte zu bringen.

Mit herzlichen Grüssen
Burkhard Varnholt

2020-06-19T10:00:31+02:0019. Juni 2020|
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