Ein unscheinbarer Held

Liebe Freunde

Während Sie hoffentlich die Sommertage geniessen, will ich Ihnen kurz berichten: von Paul, einem unscheinbaren Helden, der vielleicht exemplarisch zeigt, welchen Unterschied ein Ort wie Kids of Africa bedeuten kann. So oder so wünsche ich Ihnen einen schönen Sommer und danke Ihnen sehr für Ihr fortgesetzte Unterstützung. You mean the world!

Paul ist vielleicht so etwas wie ein «Spätzünder». Ob in der Schule, beim Sport oder sozial: stets nahm er sich Zeit. Dabei war schon im jüngsten Alter klar: dieser Junge ist mit vielen guten Gaben gesegnet. Zurückhaltend, aber ungemein aufmerksam. Hilfsbereit, aber immer aus dem Hintergrund. In der Schule fleissig – aber stets unauffällig. So fing es an. Und dann vor einigen Jahren bemerkte er, dass er schneller laufen konnte als die meisten.

Er wurde nominiert, Uganda bei den Jugend-Weltmeisterschaften in Brasilien zu repräsentieren. Doch der Ausflug fand nicht statt, weil er nicht rechtzeitig einen ugandischen Pass erhielt. Stattdessen lief er an einem ostafrikanischen Wettkampf im benachbarten Ruanda. Später musste er wegen einer leichten Verletzung pausieren. Aber heute ist Paul ein ungewöhnlich reifer Athlet. Er ist einer von jenen Jungen, die auf ihre Weise die Welt verändern. Und genau darum geht es.

Was immer er macht und eines Tages tun wird – Paul’s Herz und Seele strahlen von ihnen. Er ist einer jener Menschen, in deren Nähe sich andere automatisch wohl fühlen. Denn er strahlt Empathie, eine tiefe innere Ausgeglichenheit und Reife aus. Ich glaube, dass Paul alles hat, um ein Held Ugandas zu werden. Und er ist nicht der einzige.

Sehen Sie, ich glaube, das ist alles, worum es geht. Kids of Africa ist eine Grasswurzelorganisation. Wir geben jungen Menschen Wurzeln und Flügel, damit sie auf ganz unterschiedliche Weise auf eigenen Beinen stehen können. Ich glaube, das ist die beste Saat für nachhaltigen Wandel. Denn Revolutionen fressen bekanntlich ihre eigenen Kinder. Sie bringen nichts. Aber Afrika braucht Wandel. Dringend. Dieser Wandel kann nur von innen heraus gelingen. Man kann ihn nicht von aussen herantragen. Sonst hätten Jahrzehnte von westlicher Entwicklungshilfe an afrikanische Regierungen ja einen Fortschritt bewirkt. Aber das hat sie in der Regel nicht.

Die meiste staatliche Entwicklungshilfe hilft vor allem Staaten und Eliten. Kids of Africa hingegen hilft denen, die im Schatten stehen. Und zwar mit viel Geduld, Liebe und Langfristigkeit. Heute ist Kids of Africa etwa zwanzig Jahre alt. Und bei jedem Besuch vor Ort reibe ich mir die Augen. Unsere einstigen «Kinder» wollen heute etwas zurückgeben. An ihr Uganda, an ihre Gesellschaft. Sie wollen auf unterschiedliche Weise als Vorbilder Uganda im Kleinen bewegen.

Das erinnert mich stets an die amerikanische Sozialwissenschaftlerin Margaret Mead (1901 – 1978, die einst sagte:

«Glaube nie, dass nicht eine Handvoll engagierter Bürger die Welt verändern kann. Denn bei Lichte besehen, war es immer genau so.»

Ich wünsche Ihnen weiterhin einen schönen Somme und grüsse Sie herzlich – auch im Namen von Paul und vielen anderen jungen Helden.

Stets Ihr
Burkhard Varnholt